Selbstwirksamkeit

„Ich schaff das nicht. Nie im Leben werde ich rechtzeitig fertig mit dem Lernen. Und die Klausur schaffe ich schon gar nicht“.
So sitze ich auf dem Boden meiner Lüneburger Studentenbutze, verzweifelt. Der Klausurtermin rückt immer näher. Und ich hatte das Gefühl, dass ich nie im Leben diese Klausur bestehen werde, geschweige denn das Studium…
total doof und ich werde wieder gar nicht gehört. Also mache ich mich besser nicht lächerlich“. Ich schwieg. Und ärgerte mich später, dass ich den Mund gehalten habe und später jemand anderes genau meine Idee hatte und dafür gefeiert wurde.
Auch andere zweifeln
Auch von meinen Coachees kenne ich genau diese Aussagen „was ist, wenn ich nicht alles weiß“, „wenn ich nicht mehr richtig sprechen kann“, „wenn ich mich blöd anstelle“, „wenn meine Stimme zittert und meine Sprache wirr ist“?
Was ist hier los und was wirkt da im Hintergrund, was gut ausgebildete (vor allem) Frauen, die intelligent sind, eloquent, witzig und meistens sicher im Auftreten, plötzlich vor lauter Selbstzweifeln verstummen lässt?
Diese Frage stelle ich mir im Coaching immer wieder. Woher kommen diese zerstörerischen Glaubenssätze, die kluge Frauen zweifeln lassen? Und ich selbst habe es ja auch genauso erlebt, erst im Lernen im Studium und später immer wieder auch in Meetings in einer Männerdomäne.
Die Selbstwirksamkeit als Schlüssel zur Lösung
Und jetzt plötzlich, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es ist die Selbstwirksamkeit, die uns schwanken lässt. Als Wirtschaftspsychologin hatte ich im Studium mit Sicherheit schon einmal von dem Begründer der Selbstwirksamkeitstheorie gehört (Bandura, 1970), dem aber damals als ein Lernstoff von Vielen nicht viel Bedeutung beigemessen. Und nun, als ich immer wieder auf der Suche nach der Antwort auf die Frage „Woher kommt diese Verunsicherung“ bin und ich dieses Wort las, war es wie ein großer Knall, ein Feuerwerk. Und plötzlich war mir sovieles klar. Die Selbstwirksamkeit steuert unsere Glaubenssätze und ob wir selbst an uns glauben, ob wir unseren eigenen Fähigkeiten und unserer Persönlichkeit vertrauen. Ob wir daran glauben, dass wir etwas schaffen. Oder auch nicht.
“Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.” (Henry Ford)
Und es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass in meinen Sitzungen immer wieder auch Glaubenssätze am Flipchart stehen, sei es in einem Karrierecoaching, einer Berufsberatung oder sogar auch einem Beziehungscoaching. Immer geht es um den Glauben an uns selbst und an unsere Fähigkeiten. Die Arbeit mit diesen Glaubenssätzen und der dahinterliegende Selbstwirksamkeit, wie ich jetzt weiß, ist so häufig der Schlüssel, die Lösung für das Problem und die Tür zum Selbstbewusstsein und zum Erfolg. In diesem Moment ist da so viel Energie in dem Raum, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
Fehlende Selbstwirksamkeit lässt dich scheitern
Also können uns die Glaubenssätze dabei helfen, erfolgreich zu sein. Oder uns eben auch blockieren, wenn wir der festen Überzeugung sind, etwas nicht zu können oder selbst als Person nicht liebenswert zu sein. Diese negativen Glaubenssätze, oder auch eine geringe Selbstwirksamkeit, führt dann eben dazu, dass wir etwas nicht mit voller Überzeugung und Leidenschaft tun, sondern mit angezogener Handbremse und unsicherer, brüchigerer Stimme. Höchstwahrscheinlich sind wir damit dann nicht erfolgreich. Und siehe da, unsere Selbstwirksamkeit erfährt Bestätigung „Du kannst es einfach nicht. Du bist einfach unfähig. Lass‘ es beim nächsten Mal einfach“. Und wir werden noch unsicherer. Ein Teufelskreis also.
Die gute Nachricht aber: Die eigene Selbstwirksamkeit, der Glaube an sich selbst, lässt sich steigern. Und jetzt die Schlechte: Dazu gehört ein bisschen Überwindung und auch ein bisschen Arbeit. Die sich lohnt!
Wie du deine Selbstwirksamkeit steigern kannst
Die Selbstwirksamkeit lässt sich durch positive Erfahrungen steigern. Wir erinnern uns: Eine geringe Selbstwirksamkeit geht einher damit, dass wir nicht an unsere eigenen Fähigkeiten und deren Wirkung glauben. Also liegt es an uns, uns selbst zu beweisen, dass wir es eben doch schaffen. Stück für Stück positive Erfahrungen sammeln, indem die eigenen Fähigkeiten erprobt und bestätigt werden. Das muss auch nicht sofort in dem großen Vorstandsmeeting sein, sondern da ist die Selbstwirksamkeit gnädig. Sie lässt sich auch von Erfahrungen in einem anderen Kontext überzeugen. Ein Beispiel gefällig?!
Positive Erfahrungen sammeln
Nehmen wir mal an, dass deine Stimme in Meetings leise ist, brüchig wird und vielleicht sogar wegknickt. Dann such dir Situationen, in denen du vor und mit anderen, fremden Personen sprechen musst. Das kann die Verkäuferin sein, mit der du an der Kasse Smalltalk hältst. Oder mit Kollegen. Oder einfach fremde Menschen auf der Straße. Manch einer schließt sich auch einer Theatergruppe an, um seine Stimme so richtig zu fordern. Und was passiert? Es werden immer mehr und mehr Situationen, in denen deine Stimme klar und fest und sicher ist und du entspannt bleibst.
Und was hat das dann mit der Vorstandssitzung auf sich? Hier bist du vielleicht vorher aufgeregt und redest dir ein, dass deine Stimme gleich wieder weg ist und du es nicht schaffst. Und dank der vielen anderen Situationen und Erfahrungen kannst du dir jetzt antworten „Ich bin aufgeregt und habe Angst, dass mich meine Stimme im Stich lässt. Aber ich weiß auch, dass ich mich auf meine Stimme verlassen kann. Es gab schon viele Situationen, in denen meine Stimme stark war. Also grundsätzlich kann ich das. Und das übertrag ich jetzt und üb‘ das jetzt auch hier“. Klingt doch viel netter, als ein „Ich bin zu doof richtig zu reden, ich schaff das nicht“, oder?
Und wenn du eh denkst, dass du es nicht schaffst…Tja, sorry, dann kannst du es eigentlich auch gleich lassen. Dann wird es wahrscheinlich auch nicht erfolgreich. Was du noch tun kannst, um deine Selbstwirksamkeit zu steigern? Dazu mehr hier demnächst in den nächsten Folgen..,